Freitag, 26. Dezember 2014
ich ringe seit 56 tagen mit mir, ob ich nicht vielleicht zu schnell aufgebe … ob ich mir vorzuwerfen habe, dem mann, den ich so liebe, nie die pistole auf die brust gesetzt zu haben. vielleicht hätte ich das tun sollen, von anfang an. und vielleicht hätte er dann sofort die beine unter die arme genommen und wäre geflohen. das hätte uns drei jahre voll wundervoller stunden genommen. und eine unmenge von schmerz erspart.
aber es ist wie es ist, und wie es jetzt ist, ist es weder für ihn noch für mich wirklich gut … wir können uns nicht mehr sehen, nicht mehr hören, nicht mehr unterstützen, nicht mehr begleiten …
und er hat wohl sorge, ich könnte ihn vergessen, schickt mir karten, geschenke, mit dem immergleichen text in jeweils neue worte gekleidet: dies ist seine entscheidung, und sie tut ihm selbst weh. er fragt nicht, wie es mir geht, wie ich das alles aushalte … er ahnt vielleicht schon, dass ihm die antwort nicht gefällt: dass ich gar nicht damit zurecht komme, dass ich zwar wieder auf die beine komme, immer wieder, dass ich aber so tief verletzt bin, dass ich nicht glaube, jemals wieder voll vertrauen zu können. dass ich alles andere tue als ihn zu vergessen, dass ich bei jedem wort, bei jedem handeln, tagsüber und in den wenigen stunden schlaf an ihn denke und es kaum aushalte, wie sehr er mich besetzt. dass ich an die wundervollen dinge zwischen uns denke, die durch die dinge ausgeglichen werden, die mich unglücklich machen. und ich muss an den schmerz denken, weil ich sonst wieder in die verzweiflung abstürze.

geliebter,
du hast verlangt, dass wir uns nicht mehr sehen, und für den fall, dass du das hier liest, dir die mühe machst, die beiträge von anfang an zu lesen, wirst du erkennen, welch schwieriges unterfangen es bisher für mich war, mich nicht zu melden, nicht zu reagieren. ich werde deine entscheidung vermutlich niemals verstehen, und ich finde es unsagbar feige, wie du dich mir gegenüber verhältst … ich habe keine vorstellung, wie deine situation sich seit dem 02.11. entwickelt hat, aber das wahrscheinlichste ist, dass bei dir alles beim alten ist, also so wie vor dreieinhalb jahren, bevor das alles mit uns begann … falls es seither eine andere entwicklung gab, willst du sie ganz offensichtlich nicht mit mir teilen … ich weiß, dass du es gut meinst, wenn du mir geschenke und karten zukommen lässt … das geld zu j*s geburtstag liegt unangerührt im kuvert. die louisan-karten konnte ich wieder verkaufen – wenn du die ersten beiträge gelesen hast, wirst du das schon wissen. die rosen wegzuwerfen habe ich nicht übers herz gebracht, also musste ich damit umgehen, dass mich meine geburtstagsgäste beharrlich gefragt haben, von wem mir diese pracht geschenkt wurde … »von dem mann, der mich nicht will.« habe ich genauso beharrlich geantwortet. diese dinge, die du mir schickst, bereiten mir herzklopfen und zuerst die hoffnung, du könntest etwas geschrieben haben, das etwas zwischen uns ändert … bis zu dem moment, in dem ich lese, was da steht … wieder herzklopfen – vor schmerz und enttäuschung.
was mir ein lächeln auf die lippen zaubern würde? wenn du mich wirklich liebtest, wenn du dein leben sortieren und deine liebe zu mir mit leben füllen würdest …