Sonntag, 30. November 2014
mein essverhalten hat sich einigermaßen normalisiert (insofern, als dass ich zwar unregelmäßig und totalen blödsinn, aber immerhin überhaupt esse), das zittern ist weniger geworden, die nächte sind weiterhin eine einzige tortur … neue gewohnheiten verdrängen liebgewonnene und verhasste … ich warte nicht mehr auf nachrichten zu gewissen uhrzeiten, aber denke dennoch in diesen vielen momenten an ihn … sonntagmorgens bis elf uhr und dann punkt zwei uhr z.b. – dazwischen hatte er immer sein familienfrühstück … sonntagabends zwischen halb sieben und sieben schrecke ich nicht mehr auf, um zwei unterschiedliche abendessen zuzubereiten: eines für meinen sohn und eines für uns beide … stattdessen bummle ich mit meinem sohn durch den sonntag, gehe mitten am nachmittag in die wanne und staune, wie stark ich mich den regeln dieses von mir so geliebten mannes untergeordnet hatte, nur damit ich ihn regelmäßig sehen, riechen, sprechen, fühlen konnte … ich habe es gerne getan … an meinen gefühlen hat sich nichts geändert, so glaube ich, es ist nur ein neuer aspekt hinzugekommen – ein anteil in ihm, den ich vorher nicht gesehen habe und der vielleicht nicht ganz so liebenswert wie das viele andere an ihm ist …
ich gehe nur noch mit rotem lippenstift aus dem haus … ein bisschen fühle ich mich wie schneewittchen, habe meine gefühle in einen gläsernen sarg gelegt und betrachte sie von außen, mache einfach weiter mit meinem alltag, gehe zu veranstaltungen, in clubs, zu freunden … aber diesen einen sensiblen teil von mir habe ich auf eis gelegt … die trauer, die sehnsucht, die liebe … der vergiftete apfel wurde skurrilerweise nicht von der stiefmutter, sondern von der … naja … stieftochter präpariert … überreicht hat ihn der prinz … dankeschön.
ob schneewittchen, im sarg liegend, auf den erlösenden kuss gewartet hat?